Presseschau 01. Jan. 18
Die Sammelleidenschaft der Polizei von Hannover gegenüber der organisierten Fanszene von Hannover 96 erreicht eine neue Qualität. Wie man es sonst nur aus Filmen oder dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen kennt, kam es zur Überwachung von privaten Telefonen. Die Fanhilfe Hannover kritisiert dieses Vorgehen scharf.
Fanhilfe Hannover: Fanhilfe Hannover leitet Schritte gegen erfolgte Telefonüberwachung und Observation von Fußballfans ein
„Eine solche Überwachung stellt einen massiven Eingriff in die Grundrechte und die Privatsphäre der Betroffenen dar. Die Fanhilfe Hannover kritisiert diese Maßnahmen daher scharf und fordert die Polizeidirektion Hannover auf, endlich wieder verhältnismäßig zu agieren. Nur so besteht die Chance, dass sich das Verhältnis von Fußballfans und Polizei irgendwann wieder verbessert. Offenkundig besteht auf Seiten der Polizei allerdings ausschließlich das Ziel, die bestehenden Gräben zu vertiefen.“
Deutschlandfunk: Fanhilfe Hannover kritisiert Polizei
„Maßnahmen wie diese Überwachungs-Aktion sowie die Ingewahrsamnahme ohne tatsächliche Ausschreitungen hält Rose für problematisch. Auch, weil solche Maßnahmen Langzeitfolgen für viele, zum Teil nicht aktiv beteiligte Fans haben – etwa Stadionverbote oder Ausschlussverfahren aus ihren Vereinen. “
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Die Blau-Weiß-Rote Hilfe aus Rostock schildert den Fall eines Mitgliedes, das sich ein Veilchen zuzog, welches wohl als mehr als unnötig bezeichnet werden kann.
Blau-Weiß-Rote Hilfe: Willis unverschuldetes Veilchen
„Konkret ging es um eine Absperrung an einer bekannten Rostocker Diskothek in der Nähe des Ostseestadions, die dafür gesorgt hatte, dass die Autos nicht wegfahren konnten. Willi war damit nicht einverstanden und hatte es ohnehin eilig. Er begann damit, seinen Unmut laut kundzutun. Der Polizeibeamte kam daraufhin auf ihn zu. Bis zu diesem Punkt gab es bei den Berichten Willis und der Polizei keine nennenswerten Abweichungen.“
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Wir berichteten bereits übe die Änderungen in der Strafprozessordnung und möglichen Folgen. Die Fanhilfe Münster fasst die bisherigen Auswirkungen noch einmal zusammen.
Fanhilfe Münster: Die Änderungen der StPO und ihre ersten Auswirkungen
„Im Sommer wurden im Bundestag mehr schlecht als recht Änderungen der Strafprozessordnung (StPO) beschlossen. Weitreichende Grundrechtseingriffe und Ausweitungen der polizeilichen Befugnisse wurden dabei in einem Eilverfahren verabschiedet. Waren die Vorschläge zur Änderung der StPO lange Zeit unerheblich, änderten sich die Vorschläge zum 20.06.2017 erheblich und wurden nur zwei Tage später vom Bundestag verabschiedet.“
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Die Aussprache einer MPU-Prüfung als Strafe für verurteilte Fussballfans war eine Forderung, die mit ihrem populistischen Charakter schon länger durch die Debatten der Republik. Jetzt wurde dies erstmal gegenüber 4 Personen ausgesprochen.
Deutschlandsfunk: Führerscheinentzug für Ultras – „Idiotentests“ für Fußball-Fans
„Aaron W. ist Ultra von Rot-Weiß Oberhausen und deutschlandweit der Erste, dem wegen angeblicher Verfehlungen im Fußball sein Führerschein entzogen wurde. Nur eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) hätte ihn noch vor dem Verlust seiner Fahrerlaubnis bewahren können. Seit Anfang 2016 wehrte er sich gegen den entsprechenden Bescheid der Stadt Oberhausen. Doch das Verwaltungsgericht Düsseldorf lehnte seinen Klage ab.“
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Das Jahr 2017 war ein aufregendes Jahr für die aktiven Fanszenen in Deutschland. Pauschale Kriminalisierung wurde mit ausschweifenden Protest beantwortet. Der Dialog zwischen den Fans und den Verbänden schien unter keinen gutem Stern zu stehen. Einen Rückblick bietet jetzt das Interview mit Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS).
rp-online: Experte spricht über Ultra-Szene „Fans werden pauschal kriminalisiert“
„Die Fanszene im Fußball hat 2017 viele Schlagzeilen geschrieben. War es ein Jahr des Aufstands?
Gabriel Das Zweitliga-Spiel Karlsruher SC – Dynamo Dresden kann man rückblickend als den Beginn der Proteste bezeichnen. Danach hat sich gezeigt, dass diese Bewegung nicht auf einen Ort oder Verein beschränkt ist. Der überwiegende Teil der deutschen Fanszene hat sich dieser Kampagne angeschlossen. Es wäre falsch, ihn auf einen Protest von Ultras zu reduzieren. Sie agieren vielmehr als Übermittler des Unbehagens großer Teile der Fanszene – an der Entwicklung des Fußballs generell und am Umgang mit ihnen als Fans.“
Auch die Zeitung „neues deutschland“ widmete sich zum Abschluss des Jahres in einem Interview der Lage der aktiven Fanszenen in Deutschland. Neben dem bereits erwähnte Michael Gabriel kommt hierbei Sophia Gerschel von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte zu Wort.
neues deutschland: Mit gezogener Waffe gegen Jugendliche
„Die Gespräche zwischen Fans und Verbänden finden seit Monaten hinter verschlossenen Türen stattfinden. Worum geht es überhaupt?
Michael Gabriel: Um die Auswüchse der Kommerzialisierung, den Erhalt der 50plus1-Regel, die den Einfluss von Sponsoren begrenzt, um Korruption, auch um die Sportgerichtsbarkeit. Es geht um Themen, die die ganze Fankurve betreffen und von fast allen vertreten werden.“